Pinke Stollenschuhe, Messi-Trikots und eine geballte Portion Ehrgeiz: Es weht frischer Wind ums Rüblihorn, direkt auf dem Fussballplatz. Seit neuestem sieht man hier nicht mehr nur die Herren spielen. Denn jetzt sind die Frauen am Ball.
ELISA OPPERMANN Der FC Sarina hat eine neue Mädchenmannschaft. Seit Dezember 2023 trainieren die insgesamt 20 Schülerinnen – im Alter zwischen 12 und 15 Jahren – regelmässig jeweils am Mittwoch-und Freitagabend in Saanen. Ob im Sommer auf dem Fussballfeld oder im Winter in der Turnhalle – die jungen Damen sind sich einig: «Übung macht den Meister.» Und ihr Teamspirit bedeutet eben auch Beständigkeit.
Dass es zur Entstehung dieser Mannschaft kam, ist insbesondere vier guten Freundinnen zu verdanken. So spielten sie anfangs noch bei den Jungs mit. Doch der Traum eines eigenen Teams blieb bestehen. Nach monatelangem Engagement bildete sich nun schlussendlich auch eine eigene Trainingseinheit.
Dass Fussball schon lange nicht mehr nur Männersache ist, hält Wilson Pereira für selbstverständlich.
Den gebürtigen Graubündner erfüllt die Aufgabe als Trainer der offiziellen FC-Sarina-Mädchenmannschaft mit Stolz und Ambition. Pereira selbst ist seit seiner Kindheit fussballbegeistert. Der Lehrer beim Oberstufenzentrum Ebnit Gstaad spielt bereits jahrelang bei der Herrenmannschaft des Fussballclubs und fühlt sich mittlerweile auch hier im Saanenland zu Hause. Grosse Ziele setzt nicht nur er sich: Besonders im Team mangelt es nicht an Mut und Überzeugung. Ihr Leitspruch: «Wir wollen den Jungs beweisen, dass wir auch Fussball spielen können!», so das Teammitglied Fiona.
Realistisch zu bleiben und «den Ball flach zu halten», sei hier jedoch momentan taktisch klüger, so Pereira. «Momentan sind wir noch nicht bereit für die erste Begegnung, also einen ersten Match gegen eine auswärtige Mannschaft.» Der Fokus liege hierbei auf der Saison 2025/2026.
Christian Frey, Präsident des FC Sarina, sieht die neuste Ergänzung im Club als Pilotprojekt. So hofft er, dass in Zukunft auch noch weitere Mädchenmannschaften in unterschiedlichsten Altersgruppen gegründet werden können. Die Nachfrage für den Fussballsport im Saanenland sei hoch und Frey führt dies darauf zurück, dass Fussball mit Champions League, Super League sowie Europa-und Weltmeisterschaften allgegenwärtig sei und viele Kinder davon fasziniert seien. Insbesondere in einem internationalen Umfeld wie dem Saanenland sei es wichtig, Integration und Sportgeist zu fördern. Egal welche Nationalität, egal welche Herkunft – gemeinsam Sport zu betreiben, verbinde. Es brauche nur einen Ball, es könne von jedem überall gespielt werden und eben genau das erkläre auch die Faszination des Fussballs – es sei ein Sport für alle.
Ein Sport für alle, so war es nicht immer. Der Frauenfussball in der Schweiz erblickte erst Mitte der Sechzigerjahre das Licht der Welt. Ein steiniger Weg erschwerte die Entstehung der Damenclubs. Dumme Sprüche, das hätten die Mädchen auch schon manchmal von den Jungs gehört, erzählen die Saaner Fussballerinnen. Dies hätte die Motivation zur Gründung eines eigenen Teams jedoch eher befeuert. Mehr als zehn Jahre ist es her, seitdem eine reine Frauenmannschaft im FC Sarina präsent war. Nichtsdestotrotz gibt es grosse Vorbilder aus der eigenen Heimat. Sina Hauswirth trainierte jahrelang bei den Junioren in Saanen, bevor sie zur Frauenmannschaft der Berner Youngboys YB wechselte, dies im Jahre 2019. Drei Jahre später erreichte sie auch den Schweizermeistertitel in der U19-Kategorie.
«Grosses Talent muss jung gefördert werden», ist Pereira überzeugt. Vor allem im Teenageralter, in welchem die Jugendlichen viele Veränderungen durchleben würden, sei es wichtig, körperliche Aktivität und sportliches Können zu festigen. «Das wäre natürlich ein Traum von mir, wenn eines Tages eines der Mädchen eine Chance auf eine professionelle Fussballkarriere bekommen würde», so der Trainer. Ob es nun «Herr Pereira» im Klassenzimmer heisst oder «Wilson» auf dem Fussballplatz, eines ist sicher: Die jungen Damen fühlen sich wohl und aufgehoben bei ihrem Lehrer und Trainer. Auf die Frage, ob auch ab und zu Fussball im Unterricht läuft, wird mit Geschmunzel reagiert. Doch Wilson räumt ein, dass, wenn die Schweiz an der EM spiele, auch ruhig mal ein Auge zugedrückt werden könne.
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